Rette sich, wer kann
Wer rettet hier eigentlich wen und warum?
Nun geht es also ans Retten, TUI baut schon um und entlässt Mitarbeiter, Lufthansa will gerettet, aber nicht verstaatlicht werden, Karstadt- Kaufhof sucht seinen Rettungsschirm und in der SPD wacht Sigmar Gabriel aus seinem Winterschlaf auf und meint, ein Lastenausgleich wäre doch schön, jemand muss das ja auch alles mal bezahlen.
Im Moment sehen wir eine Deflation bei "liegengebliebenen" Waren wie Fernsehern, Autos etc und erste Inflationstendenzen bei Dienstleistungen. Das Restaurant oder der Friseursalon, der seine rückständige Miete bezahlen muss, muss natürlich auch seine Preise leicht anheben.
Eine große Gefahr ist daher, da es sich ja um eine zirkulierende Geldmenge handelt: Wenn wir mehr Geld ins System pumpen (und dieses auch ankommt), gibt es bei gleich bleibender oder schrumpfender Warenmenge voraussichtlich eine Inflation.
Meine Meinung: Die allermeiste Firmenrettung ist im Prinzip vergebens.
Es muss darum gehen, Menschen zu helfen.
Jetzt wäre Zeit für ein bedingungsloses (!) Grundeinkommen, das alle absichert.
Inhabergeführten Firmen zu retten, kann auch Sinn machen, hier hängen oft nicht nur finanzielle Existenzen dran, sondern auch Lebenswerke. Allerdings sollten gut geführte Unternehmen auch eine Krise überstehen, nur Tradition reicht nicht, um das Geschäft auch erfolgreich weiterzuführen.
Gerettet gehört, wer vorher Rücklagen hatte, nicht, wer vorher geschäftlich aus dem letzten Loch gepfiffen hat und eine rührende Geschichte erzählt. Es wird auch Verlierer geben, so oder so.
Denn retten wir alle, zahlen wir das auch alles.
Bei großen, im Prinzip nur als Überschrift bestehenden Firmen und Konzernen muss man sich die Rettung genau überlegen: Brauchen wir diese Firma überhaupt, gibt es noch zehn weitere davon? Wer ist der Mark- und Technologieführer ? War die Firma rentabel?
Rette ich mit der Gießkanne oder kann ich in Ruhe prüfen? Mit jedem Tag des Zuwartens, wird die Lage in vielen Firmen prekärer. Schnelligkeit zählt.
Aber schnell mal ein paar Millionen hier und ein paar da, das werden ja dann schnell Milliarden.
Mein Vorschlag: Grundeinkommen für die Angestellten, die Rettungssummen an die Anzahl und den Erhalt der Arbeitsplätze oder besser sogar , an die Summe der gezahlten Löhne koppeln, dabei beachten, ob diese vorher regelmäßig gezahlt wurden. Keine Zombies finanzieren! Wer vorher keine Rücklagen hatte: Mitarbeiter ins Grundeinkommen, in Ruhe prüfen. Eine geregelte Insolvenz erhält oft einen guten Teil der Arbeitsplätze. Weiter so? Geht nach `ner Krise oft gar nicht.
Was ist systemrelevant? Die Lufthansa? Sicher - aber braucht sie in und nach dieser Krise noch über 700 Flugzeuge, wird sie noch über eine Million Flüge pro Jahr abwickeln wie bisher? Vieles spricht dagegen. War sie deshalb halb so rentabel wie Ryanair, weil sie besser zahlt und ihre Mitarbeiter gut behandelt ? oder weil sie bis zu 40 Prozent ihres Nettogewinns als Dividenden ausschüttet, statt sie zu reinvestieren?
Was davon wollen, was dulden wir als Staat, wenn unsere Steuergelder hineinfließen?
Die Immobilienblase in den Ballungsräumen ist ein gutes Beispiel, wo die Geldmenge der Hilfs- und Rettungsmittel der EZB seit 2008 gelandet ist und die aktuelle Aktienhausse trotz schlimmster Aussichten für die Realwirtschaft zeigt, wo aktuell billige Kredite landen (ein bisschen Sparbuchgeld ist auch im Umlauf).
Alle anderen Rettungsversuche, ohne Gelddrucken, über Soli oder Soforthilfen aus dem Staatshaushalt führen zu höheren Steuern oder Sonderabgaben und ich warne ausdrücklich vor dem Denkfehler
"Die Reichen"
könnten das bezahlen.
Superreiche : Ja! (Milliardäre, nicht Millionäre)
Reiche: Nein.
Denn wer gilt bei Linken, SPD und Grünen (die das vermutlich adäquat zu Sigmar Gabriel vorschlagen würden) als reich?
Meine Vermutung: Wer eine abbezahlte Immobilie oder vielleicht eine Vermietimmobilie besitzt?
Wer mehr als 100.000 Euro Jahreseinkommen hat?
Sollen die Krise wirklich die bezahlen, die 30 oder 40 Jahre lang ihr Haus abbezahlt haben
(was bei den meisten Ihre Altersvorsorge darstellt)?
Oder die, die sich mit vielen Entbehrungen nach der ersten eine zweite Immobilie zugelegt und das komplette Risiko immer selbst getragen haben ?
Nehmen Sie als Beispiel für das Risiko mal das eines Mietnomaden oder eines großen, unversicherten Sturmschadens: Da ist der "reiche" Vermieter schnell mal wieder vier, fünf Jahre lang Jahre pleite. Wird er arbeitslos und kann den Kredit nicht zahlen, ist ggf. auch die erste Immobilie futsch, rutscht er aus dem Arbeitslosengeld, kann er leider kein Hartz4 bekommen, denn er ist ja "reich" mit seiner verschuldeten Bude, denn wenn er sie verkauft, hat er ja noch Geld.
Nein, wer als Privatperson in Immobilien investiert hat, hat zwar in den letzten Jahren ebenfalls von Preissteigerungen profitiert, aber in den allermeisten Fällen auch 20, 30 oder 40 Jahre dafür gebuckelt.
Und wer wären diese anderen "Reichen"? Wer verdient bei uns 100.000 Euro im Jahr?
Meist doch Unternehmer und Mittelständler mit (bisher) gut laufenden Betrieben, sprich, oft Arbeitgeber, die meist viele Jahre lang dafür gesorgt haben, dass auch andere in Lohn und Brot kommen und ebenfalls viel Verantwortung getragen haben, die, die oft jahrzehntelang fast täglich präsent waren, auf Urlaub und Schlaf verzichtet haben, Verantwortung übernommen haben, zudem die, die bislang wohl oft als einzige den Spitzensteuersatz gezahlt haben.
Gerechtigkeit sieht anders aus.
Solche Vorschläge töten jede Motivation im Mittelstand, den wir für einen Neustart dringendst brauchen werden.
Klar, es gibt Jobs, die man prima besteuern könnte, Jobs, wo man gut verdient und jede Menge Annehmlichkeiten hat, Politiker oder Aufsichtsratsmitglied zum Beispiel...
Aber Gerechtigkeit wäre eigentlich nur, die Superreichen zu erwischen, das sind nämlich auch die einzigen, die von dieser Krise profitieren werden.
Wer `ne Milliarde hat und richtig doof ist, hat am Ende der Krise noch die Hälfte und kann dann 500 mal für eine Million einkaufen, was vorher 500 mal 10 Millionen gekostet hätte.